Guide: Wie werde ich Hobby-Model

Im dritten Teil der Reihe Wie werde ich Hobby-Model? erläutere ich, warum du möglicherweise deine Erwartungen an den Bearbeitungsstil der Fotos runterschrauben musst und ob Instagram-Filter verwendet werden dürfen. Du hast Teil 1 noch nicht gelesen? Den findest du hier: Wie werde ich Hobbymodel? Teil 1

Wie werde ich Hobby-Model?

Teil 3: Bildbearbeitung

7. Erwartungen an die Bildbearbeitung
8. Filter, Filter, Filter!

7. Erwartungen an die Bildbearbeitung

Auch wenn Bildbearbeitung gerne als Oberbegriff verwendet wird, sind die Bildbearbeitung und Bildretusche zwei unterschiedliche Dinge:

Retusche

Retusche ist dir sicher bereits ein Begriff: Das Bild wird noch einmal genauer betrachtet und mögliche Hautunreinheiten, Pickel, Rötungen, Glanz oder störende Elemente werden nachgebessert oder entfernt. Zumindest ist das die gängigste Vorgehensweise in der Portraitfotografie.

Die meisten People-Fotograf*innen möchten dich möglichst so zeigen, wie du bist, bzw. die beste Version von dir: Deine Persönlichkeit, dein Gesicht, die strahlenden Augen, das tolle Lächeln mit den Lachfältchen, Körpergefühl und eventuell deinen Kleidungsstil. All das bringst du bereits mit, woraus deine ganz eigene Ausstrahlung entsteht, die deine größte „Waffe“ ist.

Da ist nichts an dir, das optimiert oder verfremdet werden muss.

Portraitfotograf*innen werden deine Beine nicht laufstegsicher oder die Taille schlanker machen. Nase und (Lach-)fältchen bleiben, wie sie sind und die Haut wird nicht auf das Äußerste weichgezeichnet oder perfektioniert, bis die ursprüngliche Hautbeschaffenheit verloren geht. Das wärst doch sonst nicht mehr du und schließlich sind all diese Merkmale auch das, was dich ausmacht.

In den Bereichen Fashion, Editorial und Beauty sieht das natürlich schon wieder anders aus: Da geht die Bildretusche oder Manipulation auch schnell mal über das Tilgen von ein paar Hautunreinheiten hinaus.

Bildbearbeitung

Die Bildbearbeitung umfasst neben der Verbesserung des Bildausschnitts Farbanpassungen, Optimierung der Helligkeit, Kontraste und gegebenenfalls der Schärfe.

An diesem Punkt entscheiden Fotograf*innen über den Stil des Bildes bzw. (unter)stützen oder veränderen Bildaussage und -stimmung. Wie sehr sich die Bildstimmung verändern kann, siehst du sehr gut anhand eines Vergleichs von Farb- und Schwarzweiß-Bildern. Die Linien und Kontrast-Stufen in der Schwarzweiß-Version gewinnen bei diesem Motiv eine viel größere Bedeutung.

Du siehst also, dass Fotograf*innen viel Aufwand und vor allem Zeit in ein Bild stecken können – einige sind darin schneller, andere überlegen etwas länger oder probieren etwas Neues aus. Eine Freundin von mir saß einmal neben mir mit dem Laptop im Fernbus und nutzte die mehrstündige Strecke, um den optimalen Hautton zu erreichen. Aus diesem Grund zählt bei Fotos mehr Qualität statt Quantität: Normal sind nach meiner Erfahrung immer so 4-10 Bilder pro Shooting, bei aufwändig retuschierten und bearbeiteten Bildern können das auch nur mal 2-3 Bilder sein. Wenn mit verschiedenen Outfits, an mehreren Locations oder unterschiedliche Sets fotografiert werden, variiert die Anzahl der Bilder meistens. Die Bildbearbeitung bzw. Retusche ist also vor allem zeitintensiv, weshalb es schon mal, je nach Auslastung, bis zu 4 Wochen dauern kann, bis die Bilder bei dir ankommen.

Bildauswahl

Die Auswahl der zu bearbeitenden Fotos handhabt jede*r Fotograf*in anders. Von einigen bekommst du einen Link zur Bildvorschau, woraus du dir deine Lieblinge aussuchen darfst und manchmal bearbeitet der*die Fotograf*in auch noch zusätzlich die eigenen Favoriten. Andere wiederum bearbeiten einfach die Bilder, die sie am besten finden. Das klingt zwar erst gewöhnungsbedürftig, aber bisher hat die Bildauswahl der Fotograf*innen nur zu einem sehr geringen Anteil nicht meinen Geschmack getroffen oder die Chemie hat einfach nicht gestimmt.

Guide: Wie werde ich Hobby-Model
Foto: Steven Kleinschmidt (Instagram)

8. Filter, Filter, Filter!

Selbst Privatpersonen professionalisieren bereits den Feed ihres Instagram-Accounts mit einem einheitlichen Stil, indem durchgehend derselbe Instagram-Filter oder Bearbeitungsstil verwendet wird.

Aber darfst du die Fotos überhaupt verändern?

Stell‘ dir vor, du bearbeitest mehrere Stunden lang Bilder für ein Model, das du kürzlich fotografiert hast. Nach der Bildübergabe lädt diese Person eines der Bilder bei Instagram hoch und legt einen Filter darüber. All die Zeit, Überlegungen und Mühe, die du in die Bearbeitung gesteckt hast, wurde mit zwei Smartphone-Gesten zunichte gemacht. Das Bild erstrahlt nicht mehr in der Farbstimmung, die du speziell für dieses Bild erarbeitet hast, in den hellen Bereichen befinden sich keinerlei Farbinformationen mehr und auch die Kontraste saufen nur noch ab. Dazu noch irgendein merkwürdiger Farbschleier. Ganz schön blöd, oder?

Das ist nicht nur doof, sondern auch nach dem Urheberrechtsgesetz nicht erlaubt. Denn nur der*die Urheber*in darf das Bild verändern, bearbeiten oder zuschneiden. Das gilt natürlich nicht nur für Instagram-Filter, sondern für jede Form der Bearbeitung.

Bearbeitungen oder andere Umgestaltungen des Werkes dürfen nur mit Einwilligung des Urhebers des bearbeiteten oder umgestalteten Werkes veröffentlicht oder verwertet werden.


§ 23 Urheberrechtsgesetz (UrhG) 
Guide: Wie werde ich Hobby-Model
Foto: Simone Brenke (Instagram)

Und wenn ich vorher frage?

Das kannst du natürlich tun – wenn dein*e Fotograf*in zustimmt, sollte dies auf jeden Fall im Vertrag vermerkt werden. Allerdings sehe ich das sehr kritisch: Denn schließlich möchte ich mit Fotograf*innen zusammenarbeiten, weil mir der Stil gefällt. Der ganz persönliche Stil, wie fotografiert, die Stimmung eingefangen, bearbeitet und (nicht nur mit den Bildern) kommuniziert wird, sind entscheidende Merkmale dafür. Aus diesem Grund würde ich auch nie nach Rohdaten, den unbearbeiteten RAW-Dateien, fragen.

Noch Fragen?

Ich hoffe, du konntest nun einiges zum Thema Bildbearbeitung in dich aufsaugen. Schreib‘ gerne einen Kommentar unter den Beitrag, wenn du noch Fragen, Ergänzungen oder sogar Feedback hast!


Ausblick auf den nächsten Beitrag

9. Wie reagiere ich auf Shooting-Anfragen?
10. Wie finde ich die passenden Fotograf*innen?
11. Wie schreibe ich Anfragen an Fotograf*innen?

Apfelblatt Newsletter

Du möchtest gelegentlich über neue Beiträge informiert werden? 
Dann melde dich jetzt für’s Apfelblatt an.

Beitragsbild: Simone Brenke