Das Zimmer

Dort im engen Korridor vor der verriegelten Tür mit dem abgedeckten Schlüsselloch hörte ich oft Laute, die mich mit einem unerklärlichen Grauen erfüllten – dem Grauen unbestimmter Wunder und brütender Geheimnisse.

H.P. Lovecraft, Die Musik des Erich Zann

An einer Haltestelle in Hamburg stieg ich aus der U-Bahn. Ich verließ die Station und ging ein Stück die Straße entlang, wo mich auf halbem Weg Ronald erwartete. Die Location, die wir nutzen wollten, war nicht weit entfernt. Wir fotografierten in einem Zimmer, das sich in der Wohnung eines Reihenhauses befindet.

Ich mag die Bildstimmung und Darstellung der Modelle sehr, die Ronald bisher in seiner Zimmer-Serie erzielt hat. Dieses Zimmer ist im Grunde stinknormal, aber es hat dank des Dielenboden seinen ganz eigenen rustikalen Charme. Darin befinden sich ein Bett und außerdem einige Möbel, die frei bewegt werden können.

Das Shooting gefiel mir wirklich gut. Ronald ist ein sehr entspannter Fotograf und Mensch – mit viel Ruhe bei der Arbeit. Es lief praktisch alles von selbst, er machte nur einige minimale Anweisungen. Etwa einen Monat später besuchte ich Ronald erneut im Zimmer und letztendlich ging ich jedes Mal mit einem guten Gefühl aus den Shootings.

Ich bin ein Wesen aus Buchstaben, eine Figur aus Sätzen, eine Ausgeburt der Fantasie.
Ich fürchte mich nicht, Tahereh H. Mafi

Ronald hält seine Modelle so natürlich und schön ungeschönt in seinen Bildern fest. Weitab von Size 0 und weiblichen Idealvorstellungen fühle ich mich sehr wohl mit dieser ehrlichen Art der Fotografie und ich freue mich auch schon darauf, im Oktober wieder mit ihm zusammenzuarbeiten. Diesmal für seine Homeshooting-Serie.