Und am Ende vom Jahr
nimmt er Deine Hand
und geht mit Dir ins Watt
Hört sich traurig an
ist es auch!
Fraukes Ende | Turbostaat

Manchmal brauchen wir Ruhe. Manchmal brauchen wir Freunde. Manchmal brauchen wir (Aus)Zeit.
Zeit für eine Semester-Eskalation. Kurz: Semeskalation. 16./17. Juli 2015.

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Es darf behauptet werden, dass es das Normalste ist, mit den liebsten Kommilitonen einen Camping-Ausflug an die Nordsee zu machen. Und dann schreibe ich extra einen Beitrag darüber? Für mich ist es nicht nur ein Ausflug, sondern irgendwie auch ein kleiner Abschied. Im Oktober 2014 begann ich, Medieninformatik an der Hochschule Bremen zu studieren. Im Grunde war ich dort nicht völlig fehl am Platz, jedoch entschied sich im Laufe von zwei Semestern, dass es nicht zu 100 % passt. Das nächste Semester würde also ohne mich stattfinden. Diese Studien-Zeit war ein kleiner Umbruch, ich lernte wunderbare Menschen kennen und wurde vor einige Herausforderungen gestellt. Meine lieben Kommilitonen haben gerade ihre Klausuren und Projekte hinter sich und somit ist die Semeskalation ein passender Abschluss für uns alle. 

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Auf nach Tossens! Mit Zug, Bus und einem kurzen Fußmarsch auf dem Deich erreichten wir nach etwa über 2 Stunden das Knaus Camp. Zwei Mädels waren zuvor mit dem Auto eingetroffen, um uns mit dem größten Teil der Ausrüstung zu entlasten. An der Nordsee erwartete uns ein frischer, aber angenehmer Wind. Die Sonne schien und das Wattenmeer glitzerte. Das Hochwasser würde erst gegen 3 Uhr nachts seinen Höchststand erreichen.

 20150716_185422Wir bauten die Zelte auf und kamen mithilfe der Musik und der lebendigen, albernen Gespräche zur Ruhe. Abstand gewinnen. Von allem, was uns kürzlich beeinflusst, belastet und wie ein Hammer auf uns eingeklöppelt hat. Meine Befürchtung, dass ich nicht den
Studienplatz meiner Wahl erhalten würde, schob ich in dieser Zeit ebenfalls beiseite. Nachdem wir unser ganzes Zeug ausgepackt haben, gingen wir direkt ins Watt. Vom
Strand (leider ohne Sandstrand) trennten uns nur einige Meter. Tatsächlich war es für Chris, der in Neubrandenburg aufgewachsen war, die erste Wattwanderung. Ich vermag kaum zu sagen, wann ich das letzte Mal im Watt spazieren gehen war. Nach dieser kleinen Wanderung grillten wir, spielten Flunkyball und fingen den Sonnenuntergang ein.

Die Nacht war großartig. Wir alberten herum, spazierten am Wasser entlang und beobachteten, wie die Flut nach und nach zurückkehrte. Es war schon sehr kühl und der Wind blies ordentlich, dennoch verharrten wir eine ganze Weile am Wasser, hörten Musik und unterhielten uns. Sophia begleitete uns filmend mit der Kamera. Irgendwann kehrten wir zurück zu unserem Lager und wickelten uns erschöpft in die Schlafsäcke.

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Mir fiel das Einschlafen zunächst schwer, weil ich doch recht durchgefroren war. Glücklicherweise hatte ich neben meiner Bettwäsche sicherheitshalber noch einen Schlafsack eingepackt und Chris konnte mich zusätzlich warm halten. Bald darauf schlief ich ein.

Als Chris und ich am nächsten Morgen aufwachten, prasselte Regen auf die Zelte nieder. Immerhin war es nur ein kurzer Schauer. Wenn ich etwas am Zelten liebe, dann ist es entweder der morgendliche Tau, der Klang eines Reißverschlusses, der geöffnet wird oder ein kurzer Schauer. Besonders die vereinzelten, entspannten Gespräche der bereits Erwachten runden diese Stimmung wundervoll ab.

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Auch wenn unser Camping-Ausflug nur eine Nacht andauerte, so hat es sich doch allemal gelohnt. Der Zeltplatz musste zwar gegen Mittag geräumt werden, aber bis zu unserer Rückreise mit Bus und Zug hatten wir noch genügend Zeit, um uns ans Wasser zu setzen. Das Wetter war traumhaft – es war richtig warm, die Sonne schien und es wehte ein angenehmer Wind. Perfektes Badewetter, dass wir auch direkt ausgenutzt haben.

Ich werde die Studienzeit mit diesen Menschen vermissen. Doch ich bin sehr froh darüber, mit diesem Ausflug einen kleinen Strich ziehen zu können – auch wenn diese Leute hoffentlich nicht so schnell aus meinem Leben verschwinden werden.

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Für mich gab es an diesem Tag auch noch einen krönenden Abschluss. Derzeit läuft in Bremen die Breminale und dort hatte ich die Möglichkeit, zum ersten Mal Turbostaat zu sehen. Eine Band, die mich schon sehr lange begleitet und auch prägt. Chris hat mich trotz seines gestauchten Knies dorthin begleitet. Es war ein toller Auftritt, die Jungs agieren sehr sympathisch mit dem Publikum und da wir recht weit außen standen, bekamen wir bei der Menge an Leuten auch genug Sauerstoff ab. Gegen 02:00 Uhr kamen wir auch endlich nach Hause und fielen nur noch ins Bett.

 

Light Painting: Sophia Zell